Leumann will mehr gegen sexuelle Belästigung tun
Uni-Rektor Christian Leumann und SUB-Vertreterin Valentina Achermann bei der Übergabe der Petition. bild: ronja fankhauser
Am Frauen*streik lancierte die SUB eine Petition für Gleichstellung an der Uni Bern. Nun wurde sie von Rektor Leumann in Empfang genommen.
Am 14. Juni streikten Hunderttausende für Gleichstellung. Auch die SUB streikte – zusammen mit rund 2000 Angehörigen der Universität Bern auf der Grossen Schanze. «Über die Hälfte der Studierenden an der Uni Bern sind weiblich*», sagt die zuständige SUB-Vertreterin Valentina Achermann bei der Petitionsübergabe Anfang Oktober. «Trotzdem werden Machtpositionen grossmehrheitlich von Cis-Männern besetzt.»
In ihrer Petition klärt die SUB über die Gründe dieses Missstandes auf. So sei die universitäre Karriere nach wie vor schlecht mit der Wahrnehmung von Familienpflichten zu vereinbaren. Auch zeigten sich sexistische Strukturen im universitären Alltag, beispielsweise in Form von sexueller Belästigung, in cis-männlich dominierten Gesprächssituationen oder bei sexistischen Anstellungsentscheidungen. «Frauen* werden an Schweizer Hochschulen nach wie vor systematisch diskriminiert, benachteiligt und abgewertet», erklärt Achermann.
Die SUB fordert deshalb die Reorganisation des Wissenschaftsbetriebs nach Strukturen, die nicht diskriminierend sind. So empfiehlt sie eine Frauen*quote von fünfzig Prozent bei den Professuren, Massnahmen zur Verbesserung der Familienfreundlichkeit oder die Schaffung einer niederschwelligeren Instanz zur Meldung sexueller Übergriffe. Die Petition wurde von über zweitausend Personen unterschrieben. Für Achermann ist deshalb klar, dass die Unileitung der Gleichstellung oberste Priorität einräumen sollte. Achermann sagt: «Wir haben unsere Arbeit getan. Jetzt ist es an der Unileitung, effektive Massnahmen zu ergreifen.»
Bei der Universitätsleitung stösst die SUB mit ihren Forderungen zumindest teilweise auf Gehör. Rektor Christian Leumann bekräftigt bei der Petitionsübergabe, dass die Gleichstellung für die Universität Bern von hoher Priorität sei. So sei die Lohngleichheit an der Universität erfüllt. In anderen Bereichen sieht er Handlungsbedarf. Er kündigt an, sich bei der Neubesetzung von freiwerdenden Plätzen in der Unileitung für ein ausgewogeneres Geschlechterverhältnis einzusetzen. Auch das Thema der sexuellen Belästigung soll in Zukunft verstärkt angegangen werden. Leumann sagt: «Wir verfügen zwar über eine interne und kantonale Ombudsstelle. Aber offensichtlich sind diese Stellen nicht niederschwellig genug.»
Für SUB-Vertreterin Achermann sind das Schritte in die richtige Richtung. Bei der Petitionsübergabe sagt sie: «Wir haben keine Zeit zu verlieren. Die Gleichstellung an der Uni Bern muss jetzt umgesetzt werden.»
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Die Hintergründe der Forderungen sind hier einsehbar.
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Dieser Text erschien in der bärner studizytig #17 Oktober 2019
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